Lektionen 1-6, die das Leben schreibt

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die ich mit neuen Inhalten anreichern möchte, sobald sich dazu ein geeigneter Zeitpunkt ergibt. Die Motivation dahinter ist die, dass viele Erfahrungen im Trubel des Tagesgeschehens nur all zu leicht in den Hintergrund oder gar vergessen geraten und man dann trotz eigentlich besseren Wissens auf Dinge zurückgreift, die im Moment doch einfach näherliegen.


Lektion 1: Beste Entscheidungswege zu kürzesten Entscheidungswegen machen

Und so ist nun die erste Lektion zugleich auch eine recht pragmatische Lösung für dieses Problem. Nämlich den wirklich besten Entscheidungsgrundlagen mehr Wirkung im eigenen Leben zu verschaffen, indem man diese durch wiederholte Wahrnehmung – immer weiter in Bewusstsein und Unterbewusstsein verankert.

Konkrete Beispiele hierfür finden sich in jedem Ratgeber. Daher folgen an dieser Stelle nicht ohne Schmunzeln nur plakativ die beiden wohl bekanntesten Klischees schlechthin:

  • Man(n) heftet sich ein Foto von seinem Traum, später ein gutaussehender Bräutigam im maßgeschneiderten Anzug zu sein, an den Spiegel. So mahnt er sich immer daran, welches Ziel er erreichen will, wenn er sich selbst im Spiegel ansieht.
  • Und sie heftet sich ein Foto ihres Traum Autos an die Spint Tür, damit sie jeden Arbeitstag daran erinnert wird, wie ihr zukünftiges Auto aussehen wird, wenn sie fertig mit den Aufgaben in der Werkstatt ist.

Beide Beispiele betonen durch wiederholte Wahrnehmung des Ziels auch alle Impulse, die mit seiner Erreichung im Zusammenhang stehen. Und so kann es ganz allgemein Menschen in unterschiedlichsten Bereichen die Entscheidung näherlegen, sich mehr für das Erreichen gesetzter Ziele einzusetzen, statt die Zeit mit anderen Dingen zu vertun. Konkret kann also bei übergewichtigen Menschen ein Foto von der Traumfigur am Kühlschrank tendenziell Entscheidungen begünstigen, die weg von der Kalorienbombe hin zu mehr Schonkost führen. Genauso wie es Menschen von der Sinnhaftigkeit ihrer ansonsten unbefriedigenden Arbeit überzeugen kann, wenn sie genau wissen wofür sie das Geld erarbeiten.

Ebenfalls erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass mit der wiederholten Wahrnehmung des Ziels, erfahrungsgemäß aber auch andere Impulse aktiviert werden können, die dann leider auch gerade dem Ziel und seiner Erreichung abträglich sein könnten. Z.B. wird sicher jeder gut nachvollziehen, dass man sich bei zunehmender Entfernung vom Ziel, auch ganz schnell entmutigt fühlen kann und aufgeben will.

Aus diesem Grunde ist es auch so wichtig, sorgfältig ausgewählte Beispiele zu nutzen. Beispiele, die dann Entscheidungen betonen, welche sich auch wirklich in der Summe positiv auf das Erreichen des Ziels auswirken.

Und so mache ich nun diesen Blog zu meinem ganz persönlichen Beispiel. Viele AHA – Momente in meinem Leben waren Momente der Erkenntnis und des Verstehens, die mir in der Folge weiter verhalfen. Und durch erneutes Lesen derartiger Erfahrungen, rücke ich nun diese besseren Entscheidungen je nach Bedarf wieder aktiv ins Bewusstsein. Womit sich durch schnelleren Zugriff auch automatisch ihre Anwendung häuft. All das geht zusammen mit dem Effekt, anvisierte Ziele eher und entspannter zu erreichen. Und es lassen sich so nicht nur neue Erkenntnisse an alten Artikeln messen, sondern auch die einst erfahrene Freude in diesem Zusammenhang wieder nachempfinden.

Letzteres hilft dabei mehr Spaß zu haben. :-)


Lektion 2: Konzentration auf Wesentliches (Abstraktion)

Die zweite Lektion ist in Wirklichkeit meine Nummer Eins, die nur eines günstigeren Schreibflusses wegen an diese Stelle gerückt ist. Sie lehrte mich nämlich seit frühester Kindheit ein vertrautes und mit zunehmender Komplexität des Alltages mehr und mehr geschätztes Mittel zur Bewertung und damit Unterscheidung von Möglichkeiten aller Art zu nutzen. Dabei ist es im Grunde gleich, ob es sich um die Auswahl von Reaktionsalternativen auf verschiedene Alltagssituationen handelt, oder um verschiedene Produkte deren Kauf in Erwägung zu ziehen ist.

Auf den Punkt bringt es letztendlich aber wohl doch mein Kerngeschäft, was die Konzeption und Umsetzung sowie Support von Software Systemen umfasst.

Der Grundgedanke besteht darin, dass zwei unmittelbarere Zusammenhänge die Erfüllung von Wünschen durch Erreichen von Zielen bestimmen.

  • Handelt es sich um ein wesentliches Ziel?
  • Und ist der eingeschlagene Weg in wesentlichen Eigenschaften optimal zielführend?

Ein wesentliches Ziel unterscheidet sich von einem unwesentlichen Ziel darin, dass es im überwiegenden Maße erwünschte Eigenschaften hat und ungewollte Eigenschaften nicht sonderlich hervorscheinen lässt. Ein beispielsweise oft genutztes Ergebnis elektronischer Datenverarbeitung ist dabei die Wiedergabe aktueller Wetter Informationen und die Prognose der zu erwartenden Wetterlage für Folgetage. Erwünscht ist dabei eine möglichst geringe Abweichung zwischen gelieferten Ergebnissen und tatsächlich individuell feststellbaren Werten. Weiträumig vermeiden will man hingegen allgemein die Unzuverlässigkeit der Ergebnisse.   

Wesentliche Eigenschaften von (IT-) Lösungswegen für (Ziel-) Ergebnisse sind in der Regel die verbundenen Kosten und sollten idealer Weise minimal sein. Auch wenn diese neben den monetären Kosten tatsächlich oft benötigte Entwicklungs- und/oder Rechenzeit sowie benötigte Ressourcen wie zum Beispiel qualifiziertes Personal oder Software Lizenzen ebenfalls beinhalten. Die Komplexität der Lösung spielt darüber hinaus ebenfalls eine wesentliche Rolle, selbst wenn diese gar nicht objektiv quantifiziert werden kann.

Und so lassen sich billige IT-Lösungen bei nur finanziell begrenztem Einsatz häufiger nutzen als teure. Kürzere Entwicklungs- und/oder Rechenzeiten führen zu mehr Ergebnissen im gleichen Zeitrahmen. Lösungen mit geringerer Komplexität lassen sich leichter erstellen, warten und erweitern. Und sie lassen sich unter vergleichbaren Bedingungen öfter (re)produzieren als ihre komplexen Vertreter, die im Gegensatz dazu eher viele Ressourcen binden.

Konzentriert man sich also nun auf wesentliche Ziele und nutzt dazu Wege, die im Wesentlichen geringe Kosten und damit geringen Aufwand darstellen, verleiht man damit seiner Wunscherfüllung durch Erreichen von Zielen sehr viel Antrieb. In der Summe bleibt so mehr Antrieb in Richtung der anvisierten Zielvorstellungen, hin zu erfüllten Wünschen und vermeidet gleichzeitig allerlei Ablenkungen, die die eigenen Ressourcen doch nur unnütz binden ohne dabei zielführend zu sein.


Lektion 3: Steter Tropfen höhlt den Stein

Dem Sinne nach, können selbst vergleichsweise weiche Wassertropfen sogar Steine verformen. Alles, was dazu notwendig ist, ist eine entsprechend große Menge an Tropfen und ihr immer wiederholendes Einwirken auf dieselbe Stelle des Steins.

Übertragen auf das Erreichen von Zielen, die sich auf einmal kaum erreichen lassen, kann eine gute Lösungsstrategie genau darin bestehen, einfach immer wieder nur ein wenig Initiative zu ergreifen und so dem Ziel wiederholt in kleinen Schritten näher zu kommen. Bedeutsam für das Erreichen des Ziels ist an der Stelle neben der Häufigkeit der Wiederholungen aber auch, dass das Ziel sich über die Zeit verändern kann. In dem Fall muss man immer mal wieder den beschrittenen Lösungsweg am Ziel neu ausrichten und so sicherstellen, dass man immer noch auf Kurs ist.

Selbstredend, dass das letztendliche Erreichen des Ziels durch Beharrlichkeit auch davon abhängt, auf welche Art und Weise sich das Ziel über die Zeit verändert. Das heißt ob, wieviel und über welchen Zeitraum es sich bis zu unserer Ankunft ändert.

Als Negativbeispiel sei an dieser Stelle ein bewegliches Ziel genannt, dass sich aus seinem Selbstverständnis heraus und der Notwenigkeit, sich kurz vor Erreichen immer wieder aufs Neue erfinden und darstellen zu müssen, nicht wirklich dazu eignet, erreicht zu werden. Es geht dabei konkret um den allgemeinen Wunsch des Fernsehzuschauers, anhand von Nachrichten befriedigend informiert zu werden. Nachrichten, die dieses Bedürfnis nachhaltig befriedigen, senken automatisch die Nachfrage nach noch mehr und noch anderen Informationen. Sie entziehen somit dem Medium selbst und seinen Konkurrenzprodukten überlebensnotwenige Kundschaft. Was es Unternehmen wirtschaftlich sehr erschwert, dem eingangs formulierten Wunsch des Zuschauers auch wirklich zu entsprechen. Stattdessen muss ein Medienunternehmen durch diverse Tricks und Klimmzüge dafür sorgen, dass der zahlende Kunde nie genug bekommt. Zum Beispiel wird durch die Art und Weise der Informationsaufbereitung immer wieder der Anschein beim Konsumenten erweckt, dass es sich aktuell wieder um eine völlig neue Situationslage handelt. Eine Situationslage, die aus nachvollziehbaren Empfindungen von Verwirrung und Unsicherheit ganz klar den Wunsch nach weiterer Klärung nährt. Und wie sollte es auch anders sein, gibt es am ganzen Markt unzählige Produkte, die den Kreislauf dann von neuem in Gang setzen.

Besonders perfide finde ich dabei, dass die Wahrheit, dass sich über die Zeit ein Großteil der Welt nun einmal ändert, überwiegend Grund zur Unsicherheit, Besorgnis, ja teilweise zu schierer Angst sein soll, statt den Wandel der Welt als das zu verstehen, was er über die Zeit schon immer war und nach meiner Erkenntnis auch immer bleiben wird.

Der zeitliche Wandel der Welt ist im Kern eine weitere Chance und Ansporn zu gleich, sich immer wieder darauf einzustellen und sich so mit ihm weiter zu entwickeln. Dabei gibt es sicherlich auch Veränderungen, die auf einmal schwieriger bis gar nicht zu bewältigen sind und die zunächst mit dem Gefühl der Überforderung einhergehen. Aber genau für diese Art von Problem kann sich Beharrlichkeit verbunden mit verträglichen Anpassungsschritten am Ende doch noch gut auszahlen.


Lektion 4: Scheitere möglichst schnell und schmerzlos

Das Scheitern ist Teil jedes Entwicklungsprozesses und führt zur Erkenntnis, dass ein Weg nicht zum gewünschten Ziel führt. Da dies im Regelfall mit Kosten verbunden ist, tut man gut daran, Scheitern frühestmöglich zu erkennen und die verbleibenden Ressourcen in Alternativen zu investieren.

Dieses Prinzip wird bei vorangestellter Sonderfallbetrachtung in Machbarkeitsstudien ausgenutzt. Man fokussiert sich dabei zunächst auf möglichst schwierige, aber zwingend erfolgreich zu bewältigende Testfälle. Lässt sich dann zeigen, dass auf dem aktuellen Weg, kein erfolgreicher Test stattfinden wird, gilt es nach Alternativen zu suchen.   


Lektion 5: Reicht gut genug aus?

Das Pareto-Prinzip oder auch 80-zu-20-Regel besagt, dass sich oft bereits mit 20% des Einsatzes 80% der Zielstellung erreichen lassen. Umgekehrt erfordern dann 20% des Ergebnisses 80% der Aufwendungen. Betreffend Qualität und Menge erzielter Ergebnisse, spielen somit wenige besonders einflussreiche Aspekte der Lösung eine Rolle, auf die sich in der Folge zu konzentrieren lohnt.


Lektion 6: Erreichte Ziele sind kein Beweis für Fähigkeiten, sondern Lohn für gezieltes Engagement.

Laut Kompetenz- & Motivations- Forschungen von Carol S. Dweck, deren Ergebnisse unter anderem im Buch „Mindset“ allgemeinverständlich beschrieben werden, spielt vor allem das vorwiegende Gedankenmodell, mit dem ein Lehrling/Schüler/Student an den neuen Stoff und damit einhergehende Prüfungssituationen herangeht, eine Rolle. Es entscheidet darüber, wie erfolgreich letztendlich das Lernen abgeschlossen wird.

Dabei gibt es zwei zu unterscheidende Mindsets.

  1. Prüfungsergebnisse werden als Bewertung der eigenen Fähigkeiten persönlich genommen und führen entweder zur Selbstbestätigung oder zur Einsicht, man sei dafür einfach nicht geschaffen.
  2. Prüfungsergebnisse werden als Orientierungshilfe verstanden, die anzeigen, in welchen Bereichen man wieviel hinzugelernt hat.

Da bei 1. jede Prüfungssituation potenziell das Risiko beinhaltet, zu scheitern mit der Erkenntnis, für diese Art der Aufgabe nicht geeignet zu sein, tendieren Menschen mit dieser Einstellung dazu, einfache Prüfungen zu bevorzugen. Sie sind dann bei Rückschlägen tendenziell emotional demotiviert, es erneut zu probieren.

Wohingegen Menschen mit dem 2. Mindset Prüfungssituationen als wertvolles Feedback betrachten, um ihre Lernaktivitäten am Ergebnis so auszurichten, wie es Ihren Lernzielen entspricht. Nicht selten aktiviert ein negatives Testergebnis so gezielt mehr Kräfte um beim nächsten Test die bisherigen Lücken zu schließen.

Diese beiden Mindsets tragen wir alle in uns und tendieren je nach Themenbereich mehr in die eine Richtung oder die andere. So kann ich persönlich davon berichten, dass nachdem ich mir bewusstwurde, wann und wie tief ich in welchem Mindset unterwegs bin, sich zum Teil sehr erstaunliche Veränderungen in meinem Leben ergeben haben, die allesamt lediglich Ergebnis von hinzugelernten Kompetenzen sind.


Beim Schreiben und damit Auffrischen dieser 6 Lektionen wird wieder einmal mehr klar, wie schnell durchaus sinnvolle Regeln zum Teil wieder in Vergessenheit geraten können. Es zeigte sich aber auch, wie schnell sie sich wieder ins Gedächtnis rufen lassen. Mal sehen was sich durch ihre erneute Anwendung an positiven Effekten herbeiführen lässt. :-)